Dark side - Verlaufen im Gedankengang
Donnerstag, 19. Februar 2009
Stark?
"Und du glaubst ich bin stark und ich kenn den Weg.
Du bildest dir ein, ich weiß wie alles geht.
Du denkst ich hab alles im Griff und kontrollier was geschieht.
Aber ich steh nur hier oben und sing mein Lied."


Da ich meinem Auto kaum eine andere Möglichkeit habe, dudelt eben auf dem Weg zum Bahnhof einer der vielen Mainstream-Radiosender. Heute morgen kam dann auch mal wieder ich+ich. Als ich das Lied hörte tauchten allerdings mal wieder ungefragt einige Erinnerungen auf. Es ging um ein Gespräch, das ich mit der (jetzt Ex-) Freundin meines Cousins einmal geführt habe.

Wir waren gerade auf dem Rückweg von einem Besuch bei meinem Bruder. Ich glaube es war sogar das erste mal, dass ich ihn in seiner neuen "Heimat" besucht hatte. Zu Dritt im Auto redeten wir über dies und das, hauptsächlich, um mich als Fahrer bei 180 bis 200 km/h auf der Autobahn wach zu halten.
Irgendwie kamen wir schließlich auch unvermeidlicherweise auf meinen Ex zu sprechen. Ich erzählte also, wie diese ganze Katastrophe (als was anderes kann man diese Beziehung wohl nicht bezeichnen) vonstatten ging. Man sollte vielleicht dazu sagen, dass mein Cousin für mich mehr wie ein zweiter Bruder ist, wir drei (mein Bruder, mein Cousin und ich) sind zusammen aufgewachsen.
Als ich dann fertig war mit der Beschreibung des Dramas herrschte erst mal betretenes Schweigen. Habe dabei wohl auch so den ein oder anderen Gedanken, den ich zu der Zeit hatte laut ausgesprochen, den ich besser für mich behalten hätte.
Schließlich meinte die Freundin meines Cousins: "Das hat man dir nie angesehen, du wirkst immer sie stark und zielstrebig."
Im ersten Moment war ich total perplex. Da scheine ich ja doch eine tolle Schauspielerin zu sein.
Ich und stark?! Alles klar! Ich persönlich halte mich für den schwächlichsten Feigling den ich kenne.

Warum dieser Schwank in die Vergangenheit? Naja, irgendwie ist das Thema jetzt durch die Entdeckung meine verschwundene Zwillings wieder aufgekommen. Es ist nun mal Tatsache, dass ich überlebt habe. Logisch, sonst säße ich wohl kaum hier und würde das Internet mit meinem Gedankenmüll bombardieren.
Als ich das Thema letztens bei meiner Mutter ansprach und wir uns darüber unterhalten hatten, meinte sie zum Schluss: "Du warst die Stärkere." Schon wieder! Ich bin die Starke...
Meine Therapeutin ist übrigens auch dieser Meinung. Hatte am Dienstag die Gelegenheit meine Gedanken zu dem Thema mal anzusprechen (dazu dann demnächst mehr).

Das Problem ist nur, ich halte mich nicht für stark, ganz und gar nicht! Vielleicht für stur (wie ein Maulesel), aber bestimmt nicht für stark. Meine Theorie ist eher, dass ich sogar schon vor meiner Geburt zu stur war, um aufzugeben. Ist das nun Stärke, oder Blödheit?

Mag sein, dass ich auf Andere den Eindruck mache, als wäre ich sicher bei dem was ich tue, bin ich aber keineswegs. Das kommt wohl daher, dass ich nicht oft einen Blick in mein Inneres gewähre. Zumindest nicht den Menschen in meiner näheren Umgebung. Ich möchte nämlich keine Schwäche zeigen. Lieber versuche ich alles mit mir selbst auszumachen. Kopf in den Sand stecken und warten das es vorüber geht (und dabei hoffen, dass man nicht erstickt).
Ich weine ja auch eigentlich nicht in der Öffentlichkeit. Die einzige, und wirklich extreme, Ausnahme war letztes Jahr mein Nervenzusammenbruch, den ich vor meinem Prof. und der versammelten Mensa hatte. Seitdem bröckelt meine Selbstbeherrschung allerdings auch ziemlich...
Es ist, als würde ich nicht mehr richtig zurück in den Tritt finden. Als hätte ich meine Energie verbraucht. Man möchte einfach nur noch aufhören, aber man kann nicht. Es geht immer weiter und weiter. Wie das Duracell-Häschen das nicht aufhören kann zu trommeln, oder wie der Hamster in seinem Rädchen und seinem damit endlosen Weg.

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Dienstag, 10. Februar 2009
Im Gedenken an einen wundervollen Menschen
Gestern Vormittag kam ein Anruf aus dem Pflegeheim. Es wäre besser wenn wir, die Familie, so schnell wie möglich kommen würden.
Gegen 14:00 Uhr ist meine Oma dann schließlich friedlich eingeschlafen. Dann sitzt man da und wartet auf den nächsten Atemzug, aber er kommt nicht... nie wieder.



Elisabetha S. verstarb am 09.02.2009 im Alter von 83 Jahren. Sie war einer der wundervollsten Menschen, mit denen ich eine lange Zeit meines Lebens verbringen durfte. Ich werde all die schönen Erinnerungen, die mich mit ihr verbinden, nie vergessen.

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Montag, 2. Februar 2009
Vanishing-Twin-Syndrom??
Warum bin ich, wie ich bin? Eine Frage, die ich mir schon immer von Zeit zu Zeit gestellt habe, die dann aber irgendwann ungelöst beiseite geschoben wurde, bis sie schließlich wieder auftauchte. Grad so in den letzten Wochen war es dann wieder soweit. Ist irgendwann einmal etwas passiert, dass mich so hat werden lassen und ich weiß es einfach nicht mehr. Klar, da gab es die Sache mit meinem Lehrer in der dritten/vierten Klasse, was für ein Sensibelchen wie mich schon ziemlich hart war, aber das allein kann es kaum sein. Selbst meine Therapeutin meinte zu mir: „Wer hat Ihnen das eingegeben, dass sie immer die Beste sein müssen um geliebt zu werde? Warum setzen Sie sich so unter Druck?“ Eine Antwort hatte ich darauf nicht. Also hab ich mich hingesetzt und darüber nachgedacht. Etwas, das ich scheinbar sehr gerne mache und wohl auch einer der Gründe, warum ich immer wieder auf so seltsame Gedanken komme.
So saß ich also da und überlegte, wann genau das angefangen hat. Wirklich befriedigend war die Antwort nicht, die ich mir geben konnte. Die Antwort ist nämlich: Ich war schon immer so! Natürlich wird niemand mit nem „Sprung in der Schüssel“ geboren, oder doch? Also ich kanns mir nicht so ganz vorstellen. Aber bei mir war eigentlich immer so ein Gefühl alleine zu sein, egal wie viele Menschen um mich herum waren (mal davon abgesehen, dass meine Eltern durch meine Geburt anbauen mussten und ich mich dadurch schon als Kleinkind sehr häufig mit mir selbst beschäftigen musste). Es war einfach so, dass es mir immer irgendwie so vorkam, als würde etwas wichtiges fehlen, etwas, dass man mit dem Verstand einfach nicht greifen kann. Da ist nur so ein unbestimmtes Gefühl das einfach nicht weggehen will. Dazu kommen furchtbare Verlustängste bei den Menschen die ich lieb gewonnen habe (was wohl aus diesem Grund auch nicht so häufig passiert). Ich habe schreckliche Angst davor diese Menschen wieder zu verlieren. Dass sie einfach gehen und mich allein zurücklassen. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum sich das Verhältnis zu meinem Bruder sich so verändert hat. Er ist einfach weggegangen. Tja, aber warum ist das so? Vielleicht ist diese Frage sogar der Weg zur Wurzel des Problems Josephine, denn wie gesagt ist das schon immer dagewesen.
Nachdem ich auf diese Frage gestoßen bin habe ich versucht auch das genauer zu ergründen. Hat irgendwann mal irgendwer etwas gesagt, das mir weiterhelfen könnte? (Wenn ich auch sonst bisher keine Auswirkungen der Therapie bemerkt habe, so doch die, dass ich ziemlich viel über mich und die vergangenen Geschehnisse nachgrüble) Und tatsächlich ist mir etwas eingefallen. Ein Scherz, der früher immer gemacht wurde, weil ich als Kind schon etwas kräftiger war. In diesem Scherz ging es darum, dass ich schon als Embryo wohl einen gehörigen Appetit gehabt hätte und deshalb meine Zwilling gefuttert hätte. Als Kind denkt man darüber nicht weiter nach, also ich hab nicht weiter darüber nachgedacht und habe es einfach als Scherz abgetan. Letztes Jahr dann fiel mir diese Geschichte wieder ein und ließ mir keine Ruhe, also habe ich bei nachgehakt, und zwar direkt an der Quelle, meine Mutter, die musste es schließlich wissen. Was sie mir da erzählte hat mich, gelinde gesagt, ziemlich aus der Bahn geworfen. Anscheinend war ich wirklich ein Zwilling, allerdings war nicht meine Verfressenheit am Verschwinden des Anderen im dritten Monat der Schwangerschaft Schuld, sondern die Aufregung um den Tod meiner Tante. Ja, ich selbst wäre dabei wohl auch fast drauf gegangen, wie ich jetzt mitbekommen habe. Natürlich hat mich das neugierig gemacht. Könnte diese Sache, die ja in einer Zeit geschehen ist, in der ich noch nicht mal das Licht der Welt erblickt hatte, einen solchen Einfluss auf mich haben? Kommt daher das Gefühl, das etwas fehlt? Suche ich einen Zwilling, den es nicht gibt?
Ich habe dann ein wenig im Internet gestöbert und stieß auf das Schlagwort „Vanishing Twin“ – Der verschwundene Zwilling. Viel scheint darüber noch nicht bekannt zu sein, aber einige Psychotherapeuten sind doch der Meinung, dass so etwas Einfluss auf das Leben eines Menschen haben kann. In einem Passus heißt es beispielsweise: „Sind Zwillinge in der Gebärmutter und einer stirbt, ist es für den Überlebenden ein gewaltiger Schock, der später nicht mehr bewusst ist. Ein Loch bleibt in der Seele zurück. Quälende Sehnsucht, Einsamkeit und unerklärliche Schuldgefühle können beispielsweise die Folge dieses frühen Verlustes sein. Der verlorene Zwilling wird überall gesucht.“
Ich weiß nicht, ob das wirklich auf mich zutrifft, oder ob ich einfach nur meine eine Erklärung gefunden zu haben und mich jetzt daran klammere. Es fühlt sich jedenfalls sehr seltsam an darüber nachzudenken, dass es da eventuell jemanden gab. Wirklich sehr seltsam... und ich weiß nicht was ich davon jetzt halten soll.

OK, ich denke so langsam habe ich genug Seelenleben breitgetreten...

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