Dark side - Verlaufen im Gedankengang
Nur ein kleiner Gedanke
Momentan fällt es mir verdammt schwer irgendwas zu schreiben (wie man an der Zeitspanne zwischen diesem und meinem letzten Beitrag sieht). Ich weiß auch nicht. Die letzten Tage waren eigentlich super. Ich war in Ischgl, hab Party gemacht (und hatte dabei trotz der Menge Menschen einen riesigen Spaß) und es gab super Schnee zum Skifahren. Ich hab mich sogar mit 25.000 anderen Menschen auf nen Platz gestellt und mir aus der vierten Reihe ein Konzert von Jenniffer Kae, Gabriella Cilmi und Leona Lewis angesehen und habe mich nicht wirklich unwohl gefühlt. Das ist an sich schon sehr erstaunlich bei mir, da ich Menschenmengen nicht sonderlich mag, schon gar nicht, wenn geschubst und gedrängelt wird...

Und dann hatte ich heute wieder Therapie... tja, und da war es auch wieder mit der guten Laune vorbei. Eigentlich dachte ich ja, es würde mir besser gehen, nur hab ich das Gefühl es wird immer schlimmer. Jedesmal nach der Therapie bin ich ein heulendes Wrack. Auch jetzt wieder. Und ich kann einfach nicht aufhören. Dann kommen wieder diese ganzen beschissenen Gedanken hoch. Vorhin, als ich mir was zu essen geholt habe beispielsweise.
Ich will in mein Auto steigen und blicke genau in zwei große Scheinwerfer eines Trucks, der auf mich zukommt. Plötzlich huscht so ein kleiner Gedanke durch meinen Kopf. „Nur ein kleiner Schritt auf die Straße und das Ganze hat ein Ende. Eigentlich ist es doch ganz einfach.“ Dann rauscht der Truck an mir vorbei und der Gedanke ist damit auch wieder weg.

Ich will hier niemanden erschrecken, sofern es jemand liest. Ich versuch nur meine Gedanken wenigstens annährend aufzuschreiben. Klappt momentan wirklich nicht besonders gut, deswegen mach ich hier für heute Schluß...

Kommentieren



jeque, Mittwoch, 3. Dezember 2008, 10:51
Hey,

du brauchst dich dieser Gedanken nicht zu schämen, ich will mal behaupten, dass ein Großteil derdeutschen Bevölkerung irgendwann mal eben solche Gedanken mal gehabt hat. Ich für meinen Teil hab hege solche Todessehnsüchte schon seit Jahren, mal ist so was ja ganz nett, wie ein geistiges Zusammenrollen an einem dunklen, einsamen Ort, sie können aber auch unheimlich belastend sein, nämlich dann, wenn man sie gar nicht mehr los wird und einem ne innere Stimme sagt:
"Jetzt malst du dir´s schon jahrelang aus, wird doch langsam mal Zeit, zur Tat zu schreiten, oder etwa nicht?!"
Da kann man jetzt natürlich behaupten:
"Haha, solange du´s nur denkst und es nicht wirklich tust ist doch alles okay!"
Aber erzähle so was mal jemandem, der solche Gedanken NICHT hat. Die meisten reagieren ziemlich geschockt, wütend, im schlechtesten Fall verständnislos.

Ich meine mich zu erinnern, dass ich dir zu Anfan mal schrieb, dass Therapie harte Arbeit sei - dass dem tatsächlich so ist erfährst du gerade am eigenen Leib. So dumm das auch klingt, aber das ist ein gutes Zeichen. Ein Kerl, den ich mal in einer Klinik kennengelernt habe, sagte mal:
"Wenn es mir richtig dreckig geht, weiß ich, dass die ganze Geschichte was bringt."
Der ganze aufgestaute Kram kommt raus. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich immer wieder an ein Zitat, dass sich seit meiner Kindheit in mein Hirn gebrannt hat und dessen bedeutung ich erst kürzlich verstanden habe:
"Es muss weh tun, damit es heilen kann."
Stammt übrigens aus "Die unendliche Geschichte", natürlich aus dem ersten Teil, die anderen sind Schrott.
Aber egal. Wichtig ist jedenfalls, dass du durchhältst. Ich weiß, leichter gesagt als getan, vor allem, weil du ja das Gefühl hast, dass die Geschichte nix bringt, sondern alles nur noch schlimmer macht. Wenn du jetzt aufhörst, wird tatsächlich alles schlimmer. Ich könnte mir in den Arsch beissen, weil ich immer alles abgebrochen habe, natürlich wurde es schlimmer, weil ich mit den ganzen aufgerissenen Wunden, von denen ich vorher nie was geahnt hatte, nix anzufangen wusste, ich wusste nicht, wie ich sie behandeln sollte, streute Salz rein und friemelte daran herum, in der Hoffnung, dass es was bringen würde, tat´s aber natürlich nicht.
Schnack mal mit deinem Thera drüber. Auch über die düsteren Gedanken. Vielleicht wird dir dann irgendwas an die Hand gegeben, damit du das alles besser bewältigen kannst - ich fürchte aber fast, dass Zähnezusammenbeissen unumgänglich sein wird. Schlimme Gefühle wollen nun mal wahrgenommen werden.

In diesem Sinne - gute Nerven!

Yve

P.S.: Haste eigentlich schon ne Diagnose bekommen oder so was?

josephine_drake, Donnerstag, 4. Dezember 2008, 20:08
Danke. Ich versuch weiterhin durchzuhalten. Auch wenn es mir momentan wirklich schwer fällt. Ich hasse mich jedesmal selbst, wenn ich als heulendes Etwas auf meiner Couch sitz, weil ich das einfach nicht kontrollieren kann...

Und es tut weh.... sogar verdammt weh....

Eine Diagnose hab ich noch nicht wirklich bekommen, allerdings hab ich beim letzten Mal ein Blatt in die Hand gedrückt bekommen mit typischen Einstellungen bei depressiven Störungen. Da ich fast alle Aussagen für mich bejahen konnte denke ich mal das es wohl in diese Richtung geht... Wäre zumindest nicht die Erste in der Familie....

Bisher nur noch keinen Schimmer woher es kommt...

jeque, Freitag, 5. Dezember 2008, 02:27
Keinen Schimmer woher es kommt?
Forschungen belegen, dass die Anfälligkeit für Depressionen vererbbar ist, genauso verhält es sich bei sämtlichen anderen psychischenStörungen und Suchtkrankheiten.
Einer Depression kann eine Hormonstörung zugrunde liegen, was relativ gut mit Medikamenten in den Griff zu kriegen sein soll -
allerdings bezweifle ich aus irgendeinem Grunde, dass dir nur die Hormone einen Streich spielen, ich denke, da ist Tiefschürfenderes am Werk.

Dass du dich dafür hasst, wenn du zusammenbrichst, ist klar, schließlich warst du all die Jahre lang die Starke, der jetzige Zustand passt so überhaupt nicht in dein Schema.
Hat dein Thera mal irgendwas von ner Verhaltenstherapie verlauten lassen, dass du sogenannte "soziale Kompetenzen" erlernen solltest? Wenn nicht, sprich ihn/sie mal drauf an.
Hab so was mal mitgemacht, natürlich stand ich der ganzen Sache mehr als kritisch gegenüber, aber es war schon interessant, was nachgespielte Alltagssituationen in einem auslösen können.
Ohne dich jetzt groß analysieren zu wollen (kann ich eh nicht, bin ja nicht vom Fach), denke ich an zwei Sozialkompetenzen, die du auf jeden Fall mal überprüfen, wenn nicht sogar trainieren solltest, und zwar:
1. Nein sagen
2. Komplimente annehmen.
Kann mich noch lebhaft daran erinnern, dass ich beim 2. Punkt ziemliche Schwierigkeite gehabt habe, und wünsche dir jetzt schon mal viel Spaß damit.

Alles Gute!
Yve

P.S.: By the way... überlege schon die ganze Zeit, ob es vielleicht ne gute Idee wäre, wenn wir mal miteinander telefonieren. Ich meine... wir kennen uns ja nun schon ne Weile via Internet, und ich komme mir manchmal ein bisschen blöd vor, wenn ich hier durch Kommentare klugscheisse. Ich denke, dass aktive Gespräche viel fruchtbarer wären. Na, nur´n Angebot. Wenn du Interesse hast, kannste dich ja bei studi melden oder so ;-)