Der Brunnenschacht
am Dienstag, 30. Dezember 2008, 14:51 im Topic 'Dark Side'
Ich denke ich bin endgültig auf dem Boden aufgeschlagen. Viel weiter runter kann es wohl nicht mehr gehen. Ich würde zwar keine Wette darauf eingehen, aber ich wüsste nicht, wie es tiefer ginge.
Die Weihnachtsfeiertage haben mir nicht besonders gut getan. Die Euphorie wegen des Jobs ist vollständig verpufft. Wenn man es bildlich ausdrücken wollte, dann könnte man sagen ich bin an einem Rettungsseil ein Stückchen nach oben geklettert, doch das Seil ist gerissen.
Tja und jetzt sitze ich hier am Grund des Brunnens, der so tief ist, dass ich das Sonnenlicht nicht mehr sehe wenn ich hoch schaue. Da ist natürlich immer noch ein Seil, aber ich hab dafür keine Kraft mehr. Zu oft habe ich versucht mich hoch zu ziehen, aber jedes Mal bin ich wieder abgestürzt. Also bleibe ich hier unten sitzen und rolle mich in meine Decke aus Selbstmitleid.
Ich hab gedacht, das schreiben hilft mir. Tut es aber nicht. Naja irgendwie hilft die Therapie auch nicht. Es wird alles nur noch schlimmer. Deswegen verkrieche ich mich wieder in mein Schneckenhaus.
Auf Wiedersehen
Die Weihnachtsfeiertage haben mir nicht besonders gut getan. Die Euphorie wegen des Jobs ist vollständig verpufft. Wenn man es bildlich ausdrücken wollte, dann könnte man sagen ich bin an einem Rettungsseil ein Stückchen nach oben geklettert, doch das Seil ist gerissen.
Tja und jetzt sitze ich hier am Grund des Brunnens, der so tief ist, dass ich das Sonnenlicht nicht mehr sehe wenn ich hoch schaue. Da ist natürlich immer noch ein Seil, aber ich hab dafür keine Kraft mehr. Zu oft habe ich versucht mich hoch zu ziehen, aber jedes Mal bin ich wieder abgestürzt. Also bleibe ich hier unten sitzen und rolle mich in meine Decke aus Selbstmitleid.
Ich hab gedacht, das schreiben hilft mir. Tut es aber nicht. Naja irgendwie hilft die Therapie auch nicht. Es wird alles nur noch schlimmer. Deswegen verkrieche ich mich wieder in mein Schneckenhaus.
Auf Wiedersehen
jeque,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 02:14
Ja. Übel so was zu lesen. Es tut mir Leid für dich.
Aber ich wäre nicht der naive Kindskopf, der ich nun mal bin, wenn ich nicht mit irgendwas Hoffnungsvollen aufwarten würde. Ich kann nicht in dich reingucken und schauen, wie´s da drin so aussieht. Ich finde es auch sehr anmassend, wenn ich jetzt wieder mit meinen Erfahrungen daher komme, schließlich weiß ich ja gar nicht, ob´s mir damals, als es mir so beschissen ging (das klingt jetzt so, als wär´s schon hundert Jahre her, dabei ist die letzte Bauchlandung vielleicht ein/zwei Monate her) vielleicht tausendmal besser ergangen war als dir jetzt... aber ich versuch´s trotzdem.
Also.
Meinen letzten Totalzusammenbruch hatte ich dieses jahr im März. Nix ging mehr. Ich war nur noch ein Roboter, und zwar einer der billigen Sorte. Ich versuchte alles, um wenigstens auf Arbeit die Fassade zu wahren, aber in so was war ich noch nie sonderlich gut, sonst hätte mich nicht irgendwann ne Kollegin dezent zur Seite genommen. Ihr war aufgefallen, dass ich in der verangenen Zeit recht lediert aussah, was mich irgendwo erleichterte, denn das ledierte aussehen war eigentlich das kleinere Übel - dass ich teilweise bekifft oder angetrunken zur Arbeit gekommen war, ist glücklicherweise niemandem aufgefallen. Aber das ist ne andere Geschichte.
Jedenfalls hab ich dann nach dem letzten Strohhalm gegriffen, der mir noch geblieben war. Ich ging zum Doc, der überwies mich abermals in die Klapse, beim Vorgespräch dort heulte ich abwechselnd Rotz und Wasser und sagte, dass ja eigentlich alles in ordnung wäre, ich würde mich bloß anstellen. Ich sagte aber auch, dass ich nun langsam am Ende meiner Weisheit angekommen sei. Dass mir das leben keinen Spaß machen und ich nun an einem Punkt angekommen sei, an dem Selbstmord recht sinnvoll wäre - schließlich hatte ich vor meinem Auslandsaufenthalt all mein Hab und Gut verscherbelt und meine Hinterbliebenen hätten somit keinen Ärger mehr mit ner etwaigen Wohnungsauflösung. Und zack - schon wurde ich vorerst notfallmäßig am Tag drauf eingewiesen, auf die "offene Geschlossene", wie ich sie nenne... ein fürchterlicher Ort, der mir insofern was gebracht hat, dass ich dort ein wenig zur Ruhe kommen und vom dortigen Arzt einen Wisch in die Hand gedrückt bekam, dass es aus gesundheitlichen Gründen besser sei, wenn ich meinen Job kündige - somit hatte ich wenigstens keinen Ärger mit meinen geliebten Freunden von der Arbeitsagentur *irony off*. Meinen eigentlichen Klinikaufenthalt hatte ich erst gute drei Monate später, und ich habe ihn im wahrsten Sinne des Wortes entgegen gefiebert, weil ich mich selbst wirklich nicht mehr aushalten konnte und am liebsten am morgens einfach nicht mehr aufgewacht wäre, natürlich hab ich mich bis dahin auch hübsch nahezu tagtäglich mit Alk betäubt, was ne Kunst ist, wenn man in ner WG wohnt, will ich mal behaupten.
Naja, und dann halt der eigentiche Klinikaufenthalt. Zwei monate Intesivtherapie, Malen, Musik, Bewegung, labern, alles mögliche. War ne anstrengende Zeit, aber auch irgendwie ganz schön cool. Zwar hab ich mich überwiegend in meinen therapiefreien Zeiten im Bett verkrochen, in der Hoffnung meinen Depressionen und Selbsthassattacken zu erliegen, aber den Gefallen haben sie mir natürlich nicht getan.
Ich wollte alles wegschlafen, emien Depris, meine Ängste vor dem leben, vor den Schulden, vor der Arbeitslosigkeit, vor dem "Und was jetzt?", hatte dann aber wirklich üble Albträume. Ich habe dem Tag meiner Entlassung voller Angst entgegen gesehen, weil ich mich dann wieder um das wirkliche Leben kümmern musst. Ich wäre gerne dort geblieben, wirklich. Aber das geht natürlich nicht.
Jetzt, drei Monate später, weiss ich fast gar nicht mehr, was für´n Problem ich damals gehabt habe. Ich war schlicht überfordert. Die Auszeit war ganz gut, ich konnte Dinge ordnen, um sie anschließend schön der Reihe nach angehen zu können. Die Depressionen und der Selbsthass waren natürlich noch immer da, aber wenigstens dachte ich nicht mehr an Selbstmord, schließlich hatte ich Leute kennengelernt, die mal wen durch Suizid verloren hatten, und das war echt übel, also kam das für mich nicht mehr infrage. Stattdessen wünschte ich mir vor zwei Monaten noch einfach ne tödliche Krankheit. Dennoch muss ich irgendwas von dort mitgenommen haben, das mir Kraft zum Weitermachen gegeben hat. Ich habe mich beruflich komplett umorientiert und bin jetzt, nach einem Monat, noch immer sehr zufrieden damit - was bei mir wirklich was heissen mag. Außerdem habe ich mir einen Traum erfüllt und nehme wieder Schlagzeugunterricht. Und auch sonst läuft plötzlich alles wie geschmiert. natürlich gibt´s immer wieder Rückschläge, aber aus irgendeinem grund reissen die mich jetzt nicht mehr so runter wie vor einiger Zeit noch. Ich bin seit... pffff... bestimmt drei Jahren wieder richtig glücklich und zufrieden. Nonstop. Und auch das will bei mir was heissen. ich danke dem Herrgott auf Knien für die Zeit, die ich jetzt habe, obwohl sie für Aussenstehende wahrlich nix besonderes ist: Hauptsächlich arbeite ich. Und treffe mich, in der wenigen zeit, die ich übrig habe, mit netten Leuten. fertig. Das war vorher auch schon so. Mit dem feinen Unterschied, dass es mir jetzt gut geht. Richtig gut! Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich weiß nicht... vielleicht solltest du doch mal in Erwägung ziehen in eine Klinik zu gehen? Die haben dort mehr Möglichkeiten als so ne ambulante Therapiee. hab den Eindruck, als müsstest du dich mal komplett für einige Zeit aus deinem System raushebeln und dich mal nur um dich kümmern. Natürlich ist die Klapse auch nicht immer spaßig, kann sogar recht hässlich werden dort - aber es bringt was. natürlich ist nicht plötzlich alles wieder gut, wenn du dort rauskommst... aber die zeit dort ist ein solider Grundstein für alles weitere, das kannste mir glauben.
Ich wünsch dir alles Gute fürs neue Jahr. *knuddel*
Ein wunderschönes, wenn auch sehr trauriges Lied zum Sinnieren...
Aber ich wäre nicht der naive Kindskopf, der ich nun mal bin, wenn ich nicht mit irgendwas Hoffnungsvollen aufwarten würde. Ich kann nicht in dich reingucken und schauen, wie´s da drin so aussieht. Ich finde es auch sehr anmassend, wenn ich jetzt wieder mit meinen Erfahrungen daher komme, schließlich weiß ich ja gar nicht, ob´s mir damals, als es mir so beschissen ging (das klingt jetzt so, als wär´s schon hundert Jahre her, dabei ist die letzte Bauchlandung vielleicht ein/zwei Monate her) vielleicht tausendmal besser ergangen war als dir jetzt... aber ich versuch´s trotzdem.
Also.
Meinen letzten Totalzusammenbruch hatte ich dieses jahr im März. Nix ging mehr. Ich war nur noch ein Roboter, und zwar einer der billigen Sorte. Ich versuchte alles, um wenigstens auf Arbeit die Fassade zu wahren, aber in so was war ich noch nie sonderlich gut, sonst hätte mich nicht irgendwann ne Kollegin dezent zur Seite genommen. Ihr war aufgefallen, dass ich in der verangenen Zeit recht lediert aussah, was mich irgendwo erleichterte, denn das ledierte aussehen war eigentlich das kleinere Übel - dass ich teilweise bekifft oder angetrunken zur Arbeit gekommen war, ist glücklicherweise niemandem aufgefallen. Aber das ist ne andere Geschichte.
Jedenfalls hab ich dann nach dem letzten Strohhalm gegriffen, der mir noch geblieben war. Ich ging zum Doc, der überwies mich abermals in die Klapse, beim Vorgespräch dort heulte ich abwechselnd Rotz und Wasser und sagte, dass ja eigentlich alles in ordnung wäre, ich würde mich bloß anstellen. Ich sagte aber auch, dass ich nun langsam am Ende meiner Weisheit angekommen sei. Dass mir das leben keinen Spaß machen und ich nun an einem Punkt angekommen sei, an dem Selbstmord recht sinnvoll wäre - schließlich hatte ich vor meinem Auslandsaufenthalt all mein Hab und Gut verscherbelt und meine Hinterbliebenen hätten somit keinen Ärger mehr mit ner etwaigen Wohnungsauflösung. Und zack - schon wurde ich vorerst notfallmäßig am Tag drauf eingewiesen, auf die "offene Geschlossene", wie ich sie nenne... ein fürchterlicher Ort, der mir insofern was gebracht hat, dass ich dort ein wenig zur Ruhe kommen und vom dortigen Arzt einen Wisch in die Hand gedrückt bekam, dass es aus gesundheitlichen Gründen besser sei, wenn ich meinen Job kündige - somit hatte ich wenigstens keinen Ärger mit meinen geliebten Freunden von der Arbeitsagentur *irony off*. Meinen eigentlichen Klinikaufenthalt hatte ich erst gute drei Monate später, und ich habe ihn im wahrsten Sinne des Wortes entgegen gefiebert, weil ich mich selbst wirklich nicht mehr aushalten konnte und am liebsten am morgens einfach nicht mehr aufgewacht wäre, natürlich hab ich mich bis dahin auch hübsch nahezu tagtäglich mit Alk betäubt, was ne Kunst ist, wenn man in ner WG wohnt, will ich mal behaupten.
Naja, und dann halt der eigentiche Klinikaufenthalt. Zwei monate Intesivtherapie, Malen, Musik, Bewegung, labern, alles mögliche. War ne anstrengende Zeit, aber auch irgendwie ganz schön cool. Zwar hab ich mich überwiegend in meinen therapiefreien Zeiten im Bett verkrochen, in der Hoffnung meinen Depressionen und Selbsthassattacken zu erliegen, aber den Gefallen haben sie mir natürlich nicht getan.
Ich wollte alles wegschlafen, emien Depris, meine Ängste vor dem leben, vor den Schulden, vor der Arbeitslosigkeit, vor dem "Und was jetzt?", hatte dann aber wirklich üble Albträume. Ich habe dem Tag meiner Entlassung voller Angst entgegen gesehen, weil ich mich dann wieder um das wirkliche Leben kümmern musst. Ich wäre gerne dort geblieben, wirklich. Aber das geht natürlich nicht.
Jetzt, drei Monate später, weiss ich fast gar nicht mehr, was für´n Problem ich damals gehabt habe. Ich war schlicht überfordert. Die Auszeit war ganz gut, ich konnte Dinge ordnen, um sie anschließend schön der Reihe nach angehen zu können. Die Depressionen und der Selbsthass waren natürlich noch immer da, aber wenigstens dachte ich nicht mehr an Selbstmord, schließlich hatte ich Leute kennengelernt, die mal wen durch Suizid verloren hatten, und das war echt übel, also kam das für mich nicht mehr infrage. Stattdessen wünschte ich mir vor zwei Monaten noch einfach ne tödliche Krankheit. Dennoch muss ich irgendwas von dort mitgenommen haben, das mir Kraft zum Weitermachen gegeben hat. Ich habe mich beruflich komplett umorientiert und bin jetzt, nach einem Monat, noch immer sehr zufrieden damit - was bei mir wirklich was heissen mag. Außerdem habe ich mir einen Traum erfüllt und nehme wieder Schlagzeugunterricht. Und auch sonst läuft plötzlich alles wie geschmiert. natürlich gibt´s immer wieder Rückschläge, aber aus irgendeinem grund reissen die mich jetzt nicht mehr so runter wie vor einiger Zeit noch. Ich bin seit... pffff... bestimmt drei Jahren wieder richtig glücklich und zufrieden. Nonstop. Und auch das will bei mir was heissen. ich danke dem Herrgott auf Knien für die Zeit, die ich jetzt habe, obwohl sie für Aussenstehende wahrlich nix besonderes ist: Hauptsächlich arbeite ich. Und treffe mich, in der wenigen zeit, die ich übrig habe, mit netten Leuten. fertig. Das war vorher auch schon so. Mit dem feinen Unterschied, dass es mir jetzt gut geht. Richtig gut! Und dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich weiß nicht... vielleicht solltest du doch mal in Erwägung ziehen in eine Klinik zu gehen? Die haben dort mehr Möglichkeiten als so ne ambulante Therapiee. hab den Eindruck, als müsstest du dich mal komplett für einige Zeit aus deinem System raushebeln und dich mal nur um dich kümmern. Natürlich ist die Klapse auch nicht immer spaßig, kann sogar recht hässlich werden dort - aber es bringt was. natürlich ist nicht plötzlich alles wieder gut, wenn du dort rauskommst... aber die zeit dort ist ein solider Grundstein für alles weitere, das kannste mir glauben.
Ich wünsch dir alles Gute fürs neue Jahr. *knuddel*
Ein wunderschönes, wenn auch sehr trauriges Lied zum Sinnieren...
jeque,
Mittwoch, 31. Dezember 2008, 02:15
Toll, hat der jetzt natürlich nicht angezeigt. Also, einfach auf Youtube "Bloc Party" und "Signs" eingeben.